Wie der Harz fündig wurde

Bergmannssagen aus dem Harz, VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie Leipzig

König Heinrich I. war ein eifriger Jäger. Oft kam er in die Gegend, in der jetzt Goslar liegt, denn hier hausten Bären, Hirsche, wilde Ziegen und anderes Jagtgetier in großer Zahl. In dieser Gegend wohnte auch ein armer Bauer, der hieß Gundelkarl. Bei ihm ruhte der König nach der Jagt oft aus. Dann bereitete ihm der Bauer einen Tisch, so gut er konnte, und dem König schmeckte es vortrefflich.

Da der König häufig bei dem Bauern einkehrte, hatte dieser bald alles ausgegeben, was sein war. Er bat deshalb den König, dass er ihm seine Gastfreiheit vergelten möge, wie es sich für die königliche Würde gezieme. Der König aber antwortete: “Du sollst gewiss den Lohn für deine Dienste empfangen, wenn es einmal passt.“ Doch wen die Not nicht juckt, der kratzt sich nicht. Der König hatte sein Versprechen vergessen, sobald er den Bauern nicht mehr sah.

Als Heinrich längere Zeit danach wieder in jener Gegend jagte, trat er auch wieder bei Gundelkarl ein. Er aß und trank, so gut es ihm der Bauer nur vorsetzen konnte. Dann warf sich der Bauer dem König zu Füßen und bat um ein Gastgeschenk. Heinrich sagte zu und überließ ihm die Wahl. Darauf sprach der Bauer: „Ich wünsche mir nichts mehr, als dass der Berg, an dessen Fuß ich wohne, mir zum Eigentum gegeben werde.“ Der König lachte und meinte: „Das ist nicht genug für deine Freundlichkeit, fordere etwas anderes, etwas, dass dir mehr Nutzen bringt!“ Aber der Bauer blieb bei seinem Wunsch, und der König gab nach.

Da der Bauer von Geburt ein Franke war, zog er bald darauf in seine Heimat zurück und holte eine Anzahl Gefährten. Mit diesen erbaute er die Stadt Goslar und grub in das Innere des Berges einen Stolln. Da fanden sie Adern von Silber, Kupfer und Blei. Gundelkarl wurde daraufhin mit seinen Gefährten über die Maßen reich. Nach und nach siedelten sich viele Menschen hier an, und Gundelkarl eröffnete einen Markt. Hier verkaufte er den Neuankömmlingen die Lebensmittel.

Mit seinem Reichtum wuchs aber auch sein und der Seinigen Stolz und Übermut. Oft wurden die Umwohnenden herrisch und hochfahrend von ihnen behandelt. Als diese sich daraufhin bei dem Fürsten des Sachsenlandes beklagten, sich die Männer zu Goslar aber nict um die Befehle und Drohungen der sächsischen Herren kümmerten, ergrimmten die Fürsten, fiele über sie her, töteten ihrer viele und jagten die anderen fort.
So kam durch Hochmut und Unvernunft dieser Menschen der Ort, in dem früher Franken wohnten, ganz an die Sachsen.

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