Wer der Bergmönch früher war

Bergmannssagen aus dem Harz, VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie Leipzig

Der Bergmönch ist früher ein Bergmeister gewesen. Dieser hat solche Freude am Bergbau gehabt, dass er im Tod Gott gebeten hat, dass er ihm statt der seligen Ruhe im Himmel lieber die Erlaubnis geben möge, bis auf den jüngsten Tag in Berg und Tal, in Gruben und Schächten umherzufahren und den Bergbau zu beaufsichtigen. Diese Bitte wurde ihm gewährt.
Der Bergmönch erscheint den Menschen in der Kleidung eines Bergmeisters mit einem silbernen Grubenlicht. Er durchfährt alle Stolln, durchspürt jeden Bau, geht auch über Tage an solche Stellen, unter denen Erzgänge liegen, hin und her. Dies geschieht sowohl langsam als auch schnell wie der Blitz. Bisweilen setzt er sich auf die Kunstgestänge, oder er hält sie auf. Auch die Wasserräder drillt er zuweilen, je nachdem, wie seine Laune ist oder er den Schützer leiden mag oder nicht. Manchmal tritt er in den Gruben aus dem festen Gestein heraus, wobei sich dieses vor ihm auftut. Ist er wieder hineingetreten, schließt es sich hinter ihm so fest, dass keine Spur bleibt. Man hat ihn des Nachts auch oft aus alten Stollnmundlöchern und aus alten Pingen, ebenso aus den engsten Räumen der Radstuben herauskommen und in denselben verschwinden sehen. Wem er gut ist, dem tut er manchen Gefallen, macht ihm Geschenke und erscheint ihm in Menschengestalt und Menschengröße. Wem er böse ist, dem zeigt er sich in seiner wahren Gestalt. Gleiches geschieht, wenn er sich unbeobachtet glaubt oder sich um die Augen der Menschen nicht kümmert. Dann ist er riesengroß, gekleidet wie ein Geschworener. Seine Augen sprühen Flammen und sind wie Kutschenräder, sein silbernes Grubenlicht ist so groß wie ein Scheffel, und die Flamme desselben ist von entsprechender Größe und Helle. Seine Beine sind wie Spinnengewebe. Wenn ein Bergmann seine Pflicht nicht tut, gibt er ihm den Rest.

Der Bergmönch lässt sich sehen

Bergmannssagen aus dem Harz, VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie Leipzig

Im Jahre 1849 hat sich der Bergmönch das letzte Mal in Andreasberg sehen lassen. Damals sollte die Grube Andreaskreuz eingestellt oder doch schwächer betrieben werden. Da zeigte sich der Bergmönch im Wäschegrund und ging bis zu dem Berg Matthias Schmidt, wo der Andreaskreuzer Gang hingeht. Das dauerte wohl vier Wochen, und viele Leute sind abends zwischen neun und elf Uhr dahin gegangen, um ihn zu sehen. Seitdem war auch wieder Erz da, und die Grube kam erneut in guten Betrieb.

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