Die Geister im Claustaler Berg

Bergmannssagen aus dem Harz, VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie Leipzig

Von den Berggeistern wusste man vor vielen Jahren noch manches zu erzählen. Aber heutzutage wird dies immer weniger. So war auch einmal ein Bergmann in einem Schacht tätig, als ein kleines weißgekleidetes Männchen zu ihm trat. Es hatte ein Licht in der Hand und winkte, dass er ihm folgen solle. Der Bergmann gehorchte, und sie gingen lange im Berg dahin. Schließlich kamen sie in einen großen Saal. In diesem saßen lauter Bergoffizianten, alle so gekleidet wie das Männchen, und aßen und tranken. Auch dem Bergmann wurde ein Becher mit Wein gereicht. Als sie ihn ordentlich bewirtet hatten, gab ihm das Männchen eine Goldzacke. Dazu sagte es, dass ihm der Bergmann nur Bescheid geben solle, wenn sie jemand dem Bergmann wegnehmen wolle. Es würde dann dem, der sie genommen habe, den Hals umdrehen. Danach führte das Männchen den Bergmann wieder hinaus aus dem Berg und verschwand.

Als jedoch der Bergmann nach Hause kam, war ihm alles so fremd. Er kannte keinen von denen, die ihm begegneten, und keiner kannte ihn. Da ging er zum Prediger, der im Kirchenbuch nachschlug. Da erwies sich, dass der Bergmann drei Menschenalter unten im Berg bei den Geistern war. Dabei war’s ihm doch nur wie wenige Stunden vorgekommen.
Der oberste der Bergoffizianten aber bekam Verlangen nach der Goldzacke, als er von der Erzählung des Bergmanns hörte. Als sie ihm der Bergmann nicht gutwillig geben wollte, ließ er sie ihm endlich mit Gewalt fortnehmen. Daraufhin ging der Bergmann wieder in den Schacht und klagte dem weißen Männchen sein Leid. Dies nicht faul, ging hin, drehte dem Offizianten den Hals um und brachte dem Bergmann die Zacke wieder. Davon wurde er dann so reich, dass er sein Leben lang genug hatte.

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